Welch Geistes Kind ist Fraunhofer?

Die Fraunhofer-Gesellschaft stellt anwendungsorientierte Forschung in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Forschungsergebnisse sollen in der Wirtschaft verwertet werden. Die Grundfinanzierung durch den Staat liegt bei knapp einer Milliarde Euro. 

Da muss man dem Staat natürlich etwas zurückgeben, zum Beispiel kostenlose Seminare für die deutsche Richterschaft an den Zivilgerichten, wenn es um deren Verständnis des Fraunhofer-Mietwagenspiegels geht. Obwohl dutzende Seiten des Buches für erklärende Texte verwendet werden, will es keiner so richtig verstehen, wie gut das Werk gemacht ist. Da muss man nochmal kostenlos nachlegen:

Aktuelle Entwicklungen am Mietwagenmarkt für Richterinnen und Richter - Fraunhofer IAO (24.04.23, eineinhalb Stunden konnten Richter sich erklären lassen, warum die Fraunhofer-Forschungsergebnisse zu Preisen des Mietwagenmarktes das non plus ultra sind).

Nachvollziehbar ist eine solche Veranstaltung schon. Denn Fraunhofer hat ein Problem. Es findet im Internet angeblich Mietwagenangebote vieler Mietwagenklassen nicht mehr und muss seine Tabellen daher inhaltlich reduzieren. Dass kleine Fahrzeuge nicht mehr auf dem Mietwagenmarkt angeboten werden, das wird aber in der Richterschaft nicht so richtig geglaubt. Und so will man sich erklären, warum das alles seine Ordnung hat. Den schwarzen Peter will man dabei der Firma Schwacke zuschieben, die haben Systematiken geändert.

Dazu ist folgende Kritik anzumelden:

1. Geänderte Systematiken von Schwacke sind notwendig, weil Preise von Neufahrzeugen kontinuierlich steigen. Daran ist nichts verkehrt. Ohne Anpassungen würden irgendwann alle im Handel befindlichen Neufahrzeuge in die höchste Mietwagenklasse eingruppiert sein. In 10 oder 11 Mietwagenklassen müssen sich alle Fahrzeuge wiederfinden, vom kleinsten Koreaner bis zum Porsche oder Ferrari. Und daher muss die Grenze zwischen Klasse 01 und Klasse 02 immer wieder angehoben werden, wie die der anderen Klassen auch.

2. Fraunhofer hat nicht erst im Jahr 2023 das Problem, dass ihre bis heute unklare Praxis der Eingruppierung von Fahrzeugen in Mietwagenklassen zu dem Phänomen führt, dass in unteren Klassen keine Werte ausgewiesen werden. Im Jahr 2021 fehlten vollständig die Klassen 01, 02 und 04. Das führt zu der Frage: Wo sind die Werte hin? Antwort: In höhere Klassen und dort drücken sie den rechnerischen Mittelwert nach unten, ganz wie die Versicherer als Auftraggeber der "angewandten Forschung" das gern sehen und für richtig halten. (Zwei Beispiele zur Widerlegung der Behauptungen von Fraunhofer folgen am Ende.)

3. Wie kommt eine Gesellschaft, die massiv staatlich gefördert wird, eigentlich darauf, ihre Fördermittel dafür einzusetzen, Richter der Zivilgerichtsbarkeit mit kostenlosen Seminaren unangemessen beeinflussen zu wollen. Es geht hier doch eher um eigene wirtschaftliche Interessen, eine (inhaltlich und wissenschaftlich komplett falsch konzipierte) Marktstatistik als Buch in großer Auflage aufrechtzuerhalten UND um die Interessen der Auftraggeber in der Versicherungswirtschaft. Richter, die dieses kostenlose Angebot annehmen, sind in ihrer Tätigkeit nicht mehr als neutrale Instanz anzusehen. Im Bild der Justiz gesprochen, ist ihnen die Augenbinde abhanden gekommen, die sie ohne Ansehen der Parteien allein auf der Basis von Tatsachen und Gesetzen entscheiden lässt. Es werden Steuergelder dafürverschwendet, den Richtern zu erklären, dass Schwacke verantwortlich ist für den Unsinn in der Fraunhofer-Erhebung, denn Zitat:

"Ein besonderes Augenmerkt liegt dabei auf den Auswirkungen der geänderten Schwacke-Klassifikationssystematik und den dennoch weiterhin nicht am Markt verfügbaren Fahrzeuge der Schwacke-Klassen 1 und 2."

Dass das nicht stimmt, zeigen diese Beispiele zur Widerlegung der Behauptungen von Fraunhofer 2022
(
Mietwagenklasse 01 und 02 in Fraunhofer 2022 fehlen, weil angeblich nicht verfügbar): 

 

Tatsächlich gibt es sie zu Hauf, hier nur zwei Belege von Hunderten:

a) Fahrzeug Toyota Aygo bei Enterprise am 10.08.2022 in München (Mietwagenklasse 01)

 

Dass ein Toyota Aygo ein typischer Vertreter der Mietwagenklasse 01 ist:

 

 

b) Fahrzeug Renault Clio (oder ähnlich) bei Sixt am 01.04.2022 in Saarbrücken (Mietwagenklasse 02) 

 

Dass ein Renault Clio ein typischer Vertreter der Mietwagenklasse 02 ist: 

 

Sollte Fraunhofer - und danach sieht es aus - auch in seiner bevorstehenden Ausgabe der Mietwagenpreise 2023 kleine Fahrzeuge nicht berücksichtigt haben, haben wir ausreichend Beispiele, um auch diese Behauptung zu widerlegen.

Bundesverband der Autovermieter Deutschlands e.V.

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Der Bundesverband der Autovermieter Deutschlands e.V. (BAV) wurde am 05. April 1954 gegründet. Er ist eine Interessenvertretung von Unternehmen, die Pkw, Anhänger, Transporter und Lkw vermieten. Der BAV repräsentiert ca. zwei Drittel des Gesamtmarktes der Autovermietung. Er steht den Mitgliedern für alle branchenrelevanten Aufgaben zur Verfügung.

Alles Wissenswerte haben wir für Sie in einer Verbandsbroschüre aufbereitet. Bitte schauen Sie hinein. Sie erfahren wer wir sind und welche Aufgaben der BAV für die Branche der Autovermietung übernommen hat. Sie sehen, wie erfolgreich wir dabei bisher gewesen sind und warum es sich lohnt, unserer Interessengemeinschaft beizutreten und in Zukunft mit uns zusammenzuarbeiten.

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Urteilsdatenbank des BAV

Der BAV bietet den Zugriff auf eine Datenbank für Gerichtsurteile und Fachartikel bzgl. Mietwagen an.

Meinung der Nutzer (10.08.2022):
„Die Datenbank des BAV ist für die Mitglieder von großem Nutzen. Hier kann sich der Autovermieter oder sein Anwalt jederzeit über den aktuellen Stand der lokalen Rechtsprechung informieren. Von unschätzbarem Wert ist die Datenbank für die überregionale bundesweite Rechtsprechung. Wenn ein Autovermieter nicht lokal Klagen kann, sondern am entfernten Unfallort oder am Sitz der Versicherung klagen muss, bietet die Datenbank wichtige Informationen über die dortige Rechtsprechung und insbesondere die möglichen Erfolgsaussichten einer Klage fern der Heimat.“

In der Datenbank sind - zumeist im Format PDF - enthalten:
- alle wichtigen BGH-Urteile der letzten Jahre
- alle wichtigen und uns bekannten Urteile der Oberlandesgerichte und der Landgerichte seit 2008
- jeweils mindestens ein Urteil einer Abteilung eines Amtsgerichtes seit 2008, soweit bekannt und von Bedeutung
- alle aktuellen uns bekannten Urteile seit Mitte 2010

Mitte 2022 befinden sich ca. 6.600 Dokumente in der Datenbank. Für ...

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