Politik mit neuen falschen Ideen zur Förderung der eMobilität
Die Elektroauto-Wende läuft nicht. Zu viele Probleme, zu viele Ungewissheiten, zu viel Mangel an Vertrauen. Und das ist nachvollziehbar. Die Politik hat viel falsch gemacht – sich zu wenig um Ladepunkte gekümmert, die Förderung abrupt ausgesetzt – und sie muss aufpassen, nicht neue Fehler zu begehen. Denn ein aktuelles Papier der Bundesregierung legt nahe, dass man noch immer etwas falsch verstanden hat.
Zunächst: Wer bei mittlerem Einkommen vor einiger Zeit damit geliebäugelt hat, sich ein Elektroauto anzuschaffen, der wurde von dieser aktuellen Regierung entweder bitter enttäuscht (wenn er einen Kaufvertrag bereits unterschrieben hatte) oder für immer und ewig verunsichert, als sich die Fördertöpfe – „staatlicher Umweltbonus“ genannt – plötzlich und auch für bereits abgeschlossene Verträge in Rauch auflösten. Das bedeutet nun, dass jede neue Idee dieser Regierung und der daran Beteiligten, bei dem Thema etwas zu erreichen, vor dem Hindernis steht, dass eine Förderung der Elektromobilität zunächst das Vertrauen der Käufer wiederherstellen muss.
Mit diesem Gepäck auf dem Rücken wurden nun neue Ideen vorgestellt. Und man muss vorwegnehmen: Sie verstehen es einfach noch immer nicht. Es scheint in den Gedankenspielen nicht zuerst um die Anteile der Elektromobilität am jährlichen Aufkommen neuer Fahrzeuge und abgespulter Elektro-Kilometer auf der Straße zu gehen, sondern um Parteipolitik. In einem heute veröffentlichten Papier ist zu lesen, dass man künftige Förderungen zielgerichtet für Käuferschichten vorsehen will, die nicht so zahlungskräftig sind. Das heißt praktisch, dass diejenigen, die noch nie an den Kauf eines Neufahrzeuges gedacht haben, weil sie es sich schlicht nicht leisten können, nun mit einem Zuschuss wie „für 1000 Euro Strom umsonst“ dazu in die Lage versetzt werden sollen. Wer bisher bei Notwendigkeit ein zehn Jahre altes Gebrauchtfahrzeug gekauft hatte und damit nicht luxuriös aber günstig weitere 10 Jahre fahren konnte, der soll nun ein neues Elektroauto erstehen.
Das ist absurd. Der Bundestags-Wahlkampf lässt grüßen und die Umwelt wird davon nicht viel besser. Denn es wird schiefgehen.
Stattdessen sollten diejenigen in den Blick genommen werden, die viele Neufahrzeuge beziehen. Und denen sollten noch bestehende erhebliche Nachteile durch eine finanzielle Kompensation abgenommen werden. Allein die Autovermieter beziehen von der Industrie jährlich zehn Prozent aller Neufahrzeuge des deutschen Zulassungsmarktes. Die Autovermieter können aber nicht wie sie wollen auf Elektromobilität setzen. Denn die Kunden zögern, diese zu mieten. Mieter müssen auch mit elektrisch betriebenen Mietwagen zunächst Erfahrungen sammeln. Mit einem günstigen vom Vermieter subventionierten Preis könnte man hier etwas erreichen. Drohende Verluste der Vermieter könnten durch staatliche Förderung ausgeglichen werden. So ergäbe sich, dass sich das Geschäftsmodell der Vermieter weiter trägt, wenn von nun an erheblich mehr Elektroautos vermietet würden. Wer, wie dann die Autovermieter, viele elektrische Neufahrzeuge bezöge und nur sehr kurz in der Flotte hielte, würde außerdem elektrische Gebrauchtwagen produzieren, die sich dann Käufer eher leisten können, die weniger dafür ausgeben können oder wollen, als für Neuwagen. Einen funktionierenden Gebrauchtfahrzeugmarkt für Elektroautos gibt es bisher nicht.
Bei der Förderung vor allem die Autovermieter zu berücksichtigen hätte auch noch aus zwei anderen Gründen Sinn:
- Autovermieter bringen ihre Fahrzeuge fast täglich auf die Straße. Der Mietwagen steht nicht wie ein Elektro-Zweitwagen nur in der Garage. Das heißt, ein Verbrenner aus der Mietwagenflotte fährt dafür weniger herum, nahezu täglich. Man sollte also nicht nur die Zulassungszahlen berücksichtigen, sondern auch die abgespulten Kilometer.
- Mieter könnten ihre eigenen Vorbehalte gegen die Elektromobilität an der Realität messen. Ein Miet-Tag kostet erheblich weniger als die Anschaffung eines Fahrzeuges. Die Scheu dürfte also erheblich geringer sein, es einfach zu tun. Wer sich für Elektromobilität interessiert, will wissen, wie sie in seinem Alltag funktioniert, Stichworte sind Reichweite, Ladepunkte, Ladezeiten und Ladekosten. Autovermieter sind Probefahrt-Weltmeister. Das sollte die Politik erkennen und ihre Förder-Ideen anpassen.
Die Autovermieter sind in dem Papier „Paket für die erfolgreiche Erneuerung der Autoindustrie“ unter dem Stichwort Firmenflotten auch als wichtige Zielgruppe genannt. Die Förderungen sind jedoch für die Gruppe der „Noch-Nie-Neuwagenkäufer“ vorgesehen, die für ihre Haushaltskasse nachvollziehbar ganz andere Prioritäten haben, wie zum Beispiel das Geld für den nächsten Urlaub mit den Kindern anzusparen oder eine Reserve bereitzuhaben, falls die Waschmaschine kaputt geht. Diese Ideen stellen eine völlige Fehlleitung dar, am Ziel der Steigerung des Elektroauto-Anteils auf den Straßen vorbei.
Es wird so leider wieder nicht funktionieren.