Anonymität kein Vorteil des Fraunhofer-Mietpreisspiegels

Die Gerichte sehen die Fehler der Fraunhofer-"Studie" durchaus. Die Internetlastigkeit, die geringe Anzahl der Nennungen in weitläufigen PLZ-Gebieten, die Vorbuchungsfrist oder die Ignoranz von Nebenkosten, die im Normalgeschäft der Autovermieter einen erheblichen Anteil des Endpreises darstellen (und weitere erhebliche Defizite) sind als Probleme der Interneterhebung und der Telefonanfragen bekannt.

Einige Gerichte sehen jedoch die angeblich fehlende Anonymität der Schwacke-Erhebungen als so bedeutend, dass sie trotzdem entweder ausschließlich den Fraunhofer-Werten glauben oder einen Mittelwert der Listen bilden. Doch ein Vorteil der Fraunhofer-Erhebung aufgrund einer Anonymität ist tatsächlich nicht vorhanden. Er wird durch Formulierungen der Versicherer und der sie vertretenden großen Rechtsanwaltskanzleien geschürt, wie:
"...während der Schwacke-Mietpreisspiegel 2007 auf den Daten von Mietwagenorganisationen und den Angaben von Vermietungsunternehmen im Rahmen einer schriftlichen Befragung beruht, deren Zweck – die Erstellung einer (ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen berührenden und unter Umständen auch forensisch relevanten) Preisübersicht – für die Befragten offen zu Tage lag..."

Das ist irreführend, denn ein erheblicher Anteil der von Schwacke veröffentlichten Daten ist ebenso anonym erhoben worden. Zitate aus dem Vorwort der Schwacke-Erhebung 2009:

1. "Bei unseren Angebotspreiserhebungen werden nur Informationen genutzt, die für Jeden ohne Einschränkung zugänglich sind und der Preisauszeichnungspflicht entsprechen." (Seite VII)

2. "Wir haben bei 2.369 Anbietern Preis-Informationen als pdf-file o.ä. aus dem Internet ausgedruckt. ... (Seite VIII; von insgesamt 6.085 berücksichtigten Stationen).

3. "Das Erhebungsmodell ist bei der 12. Ausgabe unverändert,..." (siehe Seite III)

Das bedeutet zunächst, dass mehr als ein Drittel aller Informationen anonym erhoben wurde.

Und:

Die Anonymität der Schwackeerhebung steht der Fraunhoferliste nicht nach.

Beweis:

Die Gesamtzahl der Einzelinformationen pro Vermietstation für die Schwacke-Tabellen kann mit 44 angegeben werden (1 Tag, 3 Tage,... mal 11 Fahrzeuggruppen).

Im Schwacke-Automietpreisspiegel sind 660 PLZ-Gebiete erhoben (PLZ 010 von Seite 1 bis 999 auf Seite 330;auf jeder Seite zwei PLZ-Gebiete = 660 dreistellige PLZ-Gebiete).

Pro PLZ-Gebiet sind durchschnittlich 10 Stationen zusammengefasst (6.085 eingeflossene Stationen, verteilt auf 660 PLZ-Gebiete ergeben durchschnittlich 9,2 befragte Stationen pro PLZ-Gebiet).

Pro PLZ sind 400 Einzelwerte erhoben worden (jede Station hat 44 Einzelwerte geliefert/wurden von ihr anonym erhoben; das ergibt 9,2 Stationen mal 44 Werte = 405).

Davon sind mehr als ein Drittel anonym erhoben, also 160 Werte pro PLZ-Gebiet.

Insgesamt kann von 160 anonymen Werten pro PLZ mal 660 PLZ-Gebiete ausgegangen werden. Das sind ca. 105.000 anonym erhobene Werte bei Schwacke. Das sind sogar erheblich mehr, als die Gesamtzahl der Fraunhofer-Werte von 86.783 Daten, die zudem häufig aus Doppelabfragen resultieren (siehe Fraunhofer-Studie Seite 14).

Die von Schwacke erhobenen Werte können dort in den Erhebungsunterlagen eingesehen werden. Das wird von Schwacke immer wieder angeboten. Ein Vorteil der Anonymität der Fraunhofer-Werte ist nicht vorhanden.

Die Ursachen der Unterschiede im Werteniveau sind in den Fehlern der Fraunhoferliste zu finden und nicht im Vorteil der Anonymität der Methode.