Hohe Mietwagenpreise während Corona

Vor allem vor dem Hintergrund der Unfallersatzvermietungen ist die Frage relevant, ob in der Corona-Zeit die Mietwagenpreise gesunken sind. Das Vergleichs- und Buchungsportal Check24 hat sich dahingehend geäußert, zumindest für die eigenen Vermittlungen von Kunden an Autovermieter. Dort seien die Mietwagenpreise um 11 Prozent im Vergleich zu vorherigen Buchungen gesunken. Versicherer beginnen bereits damit, zu behaupten, man müsse das anspruchsmindernd berücksichtigen.

Wir wollen dem unsere eigene Preisrecherche gegenüberstellen und den daran Interessierten Argumente liefern.

Meldung Check24 anzeigen

Dieses Bild erscheint sehr verzerrt. Wenn Check24 solche Zahlen für das eigene Portal nennt, dann ist das nicht prüfbar und auch nicht zu kritisieren. Doch dürfen Versicherer nun nicht behaupten, dass allgemein die Mietwagenpreise während Corona um 11 Prozent gesunken sind. Denn es scheint eben nicht so zu sein, wenn man sich direkt die Internetseiten der Anbieter anschaut.

Als Vergleichsmaßstab können hier wieder einmal die Mietpreislisten von Schwacke und Fraunhofer herangezogen werden. Da es noch keine Listen für 2020 gibt, sind die Listen von 2019 in den Blick zu nehmen. Wenn tatsächliche und belegbare Mietwagenangebote in einer Vielzahl - wie auch schon vor Corona - weit über den Fraunhofer-Werten liegen, dann ist in Bezug auf das allgemeine Preisniveau alles wie zuvor: "Fraunhofer-Werte unterliegen erheblichen Zweifeln, Schwacke-Werte liegen nahe an Internetangeboten maßgeblicher Anbieter."

Und so ist es auch, hier ein paar Beispiele für die bei Check24 genannte Stadt mit angeblich gesunkenen Preisen "Berlin" ...
(Beispiele für Mietwagenklasse 05, nur Grundpreis, ohne Nebenkosten wie Zusatzfahrer...):

Sixt am 07.04.2020 für 6 Tage 685,95 Euro = 114,32 Euro pro Tag (Fraunhofer 2019 laut Wochenpreis = 36,65 pro Tag); Ergebnis: Fraunhofer mal ca. 3,5
Europcar 14.05.2020 für 6 Tage 451,78 Euro = 75,30 Euro pro Tag; Ergebnis: Fraunhofer mal ca. 2
Sixt am 29.06.2020 für 6 Tage 586,28 Euro = 97,71 Euro pro Tag ; Ergebnis: Fraunhofer mal ca. 2,5
Hertz am 29.07.2020 für 5 Tage 719,61 Euro = 143,94 Euro pro Tag (Fraunhofer 2019 laut 5-Tagespreis = 51,18 pro Tag); Ergebnis: Fraunhofer mal 2,8
Sixt am 10.08.2020 für 7 Tage 752,69 Euro = 107,28 Euro pro Tag ; Ergebnis: Fraunhofer mal ca. 3

Ergänzend ist zu erwähnen, dass die hier dargestellten Preise auch weit über den von Fraunhofer als Maximalbetrag veröffentlichten Werten des ganzen Jahres 2019 liegen.

Und wichtig auch: Die Preise waren genaus so, hier handelt es sich nicht um Ausreißer in Bezug auf Besonderheiten einer Mietwagengruppe, eines Anbieters und zu ganz normalen Internet-Anmietbedingungen wie elektronische Reservierung ohne Buchungsgarantie, bei Vorkasse, Kaution, elektronisches Zahlungsmittel usw.

Das gute ist: Jederman kann sich immer wieder ein eigenes Bild von den tatsächlichen Internetpreisen machen. Dass es nicht auf den ersten Klick ankommt, sondern auf den zu zahlenden Preis, dürfte - außer in Versicherungsbüros und manchen Amtsstuben der Gerichte - klar sein.

Dass die Preise nicht gesunken sind, ist mirkoökonomisch auch erklärbar. Es machte keinen Sinn, mit Kampfpreisen um die wenigen verbliebenen Kunden zu konkurrieren. Wenn schon eine Miete stattfand, dann musste sie sich wenigestens lohnen. Denn die laufenden Kosten für durchgeführte Arbeitszeit, weiterhin geöffnete Stationen, verbliebenen Fuhrpark usw. blieben trotz des grundsätzlichen Herunterfahrens der Unternehmen hoch. Alle Unternehmen haben an weniger Stationen mit weniger Mitarbeitern und Fahrzeugen versucht, lukrative Mieten abzuschließen und daher waren die Preise nicht niedriger.